Ja, im Grunde ist die Überfahrt mit der Fähre von Kiel nach Göteborg so etwas wie eine kleine Kreuzfahrt. Wenn man es erst mal geschafft hat sich durch den Dschungel Deutsche Autobahn hindurch zu kämpfen, und es gerade noch so, im letzten Moment, mit viel Schwung, schafft mit dem Auto über eine Rampe auf die sich gerade schließenden Auffahrtschotten der Fähre zu springen. Dann, ja ab dann ist dann alles entspannt. OK, das war jetzt nicht ganz so dramatisch, hat sich aber ungefähr so angefühlt.
Wir stehen als vorletzte in der Reihe mit PKW, neben uns Wohnmobile, auf den weiteren beiden Spuren LKWs. Menschen sieht man kaum noch hier. Flux schnappen wir unser Handgepäck, und ab geht es durch die Wand zu den Treppen. Insgesamt gibt es hier acht Spuren. Jeweils vier sind durch eine Stahlwand getrennt, in der Türen sind. Durch Drücken und Halten(!) eines riesigen Knopfes kann man die Türen hier öffnen. Aber in der Tür ist ein Bügel, so dass man nicht durchpasst. Hmm, seltsam, mal abgesehen, dass ich im ersten Moment dachte, das ist bereits die Treppe an Bord. Da bemerkte ich das erst mit der Trennwand. Schaut man nach vorne erkennt man irgendwo das Ende der Wand. Soll man so weit laufen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Und zwischen den LKW und Wohnmobilen kommt man auch nicht durch. Ich probieren eine andere Tür. Wieder ein Bügel. Diesmal bin ich experimentierfreudiger und tippe den Bügel vorsichtig an. Ah so, der lässt sich ganz einfach klappen. Also ab durch die Wand, zwischen den PKWs auf der andren Seite durch und hin zur nächsten Tür. Dahinter sind dann auch die blauen Treppen, über die wir nach 5 Etagen unser Deck mit den Kabinen erreichen. Einmal quer über die Etage, und direkt die erste Kabine in dem Flur, die Nummer 8800, ist unsere. Karte einstecken, raus ziehen, das Lämpchen blinkt einmal grün auf, und der Griff lässt sich herunter drücken. Geschafft.
Die Kinder sind sich schnell über die Verteilung der Betten einig, schnappen sich ihre Schlüsselkarten und sind auch schon unterwegs zu einer Erkundungstour an Deck. Die Erwachsenen brauchen erst mal eine Minute um durchzuatmen, und einen ersten Blick aus dem Kabinenfenster zu genießen. Die Kabine ist nicht riesig, aber groß genug. Vor allem gibt es ein Badezimmer mit einer im Verhältnis großen Dusche. Nach dem das handgepäck verstaut ist, und wir uns frisch gemacht haben geht es auch für uns ins Getümmel. Just in dem Moment schneien auch die Kinder vorbei. Alles läuft wieder wie ein Uhrwerk.
Zuerst ist der Innenraum dran. Schauen wo es Futter gibt, der Duty-free Store. Ah ja, shopping, kommt immer gut an. Sonnenbrillen, Mitbringsel, Parfüm und Alkohol, alles was der mondäne Tourist benötigt. Aber auch Getränke und Snacks. Katja friert vor einem Toblerone-Rgal ein. Drei Toblerone zum Sonderpreis. Aber drei TOBLERONE von jeweils 1 kg … ja, da werden die Augen groß. Am Ende gibt es aber nur eine Limo. Das Leben ist halt kein Ponyhof. Auch nicht im Urlaub.
Die Beute wird in der Kabine verstaut, und wir gehen zum Sonnendeck, den Leuten zuschauen, wie sie ihr Bier zu 9 EUR trinken, und es sich gut gehen lassen. Dieses mal habe ich um Stress zu vermeiden einen Tisch für 20 h reserviert. Allerdings ist die Abfahrt Sonntags eine Stunde früher, und nach einem anstrengenden Reisetag sind mittlerweile alle hungrig. Beim Rundgang hatten wir die Restaurants gesehen. Die Kinder konnten sich eher für das Buffet erwärmen. A la Carte wurde eher skeptisch beäugt. Jetzt hätten wir noch 45 Minuten Zeit, die Raubtiere verlieren langsam ihre gute Laune, und die Begeisterung auf das, worauf man auch noch lange warten soll ist verhalten.
Wir beschließen einfach los zu gehen. Was eine gute Entscheidung war. Es sind noch viele Tische frei. Wir werden auch sofort empfangen, und wir bekommen einen Tisch am Fenster. Dieses mal den direkt neben dem Tisch, den ich letztes Jahr hatte. Das ist irgendwie jetzt schon meine Stammecke!
Die Karte ist dann wieder eine Herausforderung für die Kinder. Yvonne findet recht schnell etwas. Leon kann sich nicht mit den Gerichten anfreuden, liebäugelt aber mit den Kindergerichten, bei denen es Sköttbullar (Fleischbällchen) gibt. Katja ist komplett gestresst. Katja sucht gar nicht erst lange, sondern fragt ob es Steak gibt. An der Ardeche hat sie in einem Restaurant Steak probiert, seit dem ist das zum neuen Lieblingsgericht wenn wir essen gehen geworden. Erfreulicherweise gibt es ein Gericht mit Steak. Die Beilagen sind zwar suboptimal, aber Katja ist in gewisser Hinsicht Purist. Das Steak reicht, der Rest genügt als Deko, und die Erwachsenen können sich natürlich gerne bedienen. Bei Leon sieht es da schon schwieriger aus. Eine Kinderportion wird eher nicht ausreichen. Leider gibt es nur die Gerichte wie auf der Karte, Abweichungen sind nicht möglich. Was solls bestellen wir halt zweimal das Gericht, das ist natürlich kein Problem. Interessant ist als das Essen serviert wird. Ich hatte mich auch für das Steak entschieden. Das Essen wird von drei Servicekräften gebracht. Die Kinder bekommen jeweils ein Kindergericht. Ein Kellner steht jetzt noch etwas verloren mit einem Steak in der Hand da. Ich schiebe die Sköttbullar vom der zierlichen Katja zu dem gestandenen Leon, und der Kellner stellt etwas unsicher das gewaltige Steak vor Katja. Aber ich nicke ihm zu. Jaja, alles richtig.
Wir lassen es uns schmecken. Für mich gab es noch einen Krabbentoast vorneweg. Die anderen wollten nichts. Zum Nachtisch gibt es noch Eis, Schokoladenkuchen und Käse. Dann sind alle sat und zufrieden, und wir machen uns auf zu einem nächtlichen Verdauungsspaziergang an Deck. Die Luft ist angenehm mild, obwohl eine Steife Brise das Spazieren arg erschwert. Die Seeluft ist angenehm und macht Lust auf die Fahrt. Die Kinder wollten gleich in die Kabine und wissen noch nichts von dem Wind, in den man sich fast rein legen kann. Zurück in der Kabine schnapp ich mir die beiden und wir gehen noch mal Deck. Haben die zwei einen Heidenspaß mit dem Wind. Ja, so eine Fahrt auf dem Meer hat schon was.
Satt, zufrieden und ausgetobt geht es dann zurück in die Kabine, und ab in die Koje, erwartungsvoll unserem Ziel entgegen.