Offensichtlich war die Nacht auf See dann doch nicht so ruhig, wie es mir vorkam. Ich habe geschlafen wie ein Baby. Yvonne hatte wohl eher keine so ruhige Nacht, und erwartete nach jedem kleinen Wellenstoß die Unterwasserwelt vor dem Fenster betrachten zu dürfen. Für die Kinder war es wohl auch etwas aufregend. Nichtsdestotrotz haben die beiden sich Wecker auf 5:30 h gestellt … um den Sonnenaufgang an Deck bewundern zu können!
Wie erwartet wird jeder vom Wecker geweckt. Außer die Kinder. Irgendwann dann, nachdem Yvonne auch mal gemault hat, sind sie dann doch wach, und machen sich auf an Deck. Leider eine ernüchternde Aktion, da es komplett neblig und bewölkt ist. Nach der Überfahrt ist es an Deck auch total nass, so als ob der Monsun über das Schiff gegangen wäre. Das gute ist aber, wir sind wach und können so beizeiten zum Frühstücksbuffet, bevor der große Ansturm kommt.
Im Restaurant angekommen stelle ich erst mal fest, das ich meine Bordkarte nicht finde. Panik. Ich hatte sie immer an der gleichen Stelle, und hinter uns füllt es sich schon langsam. Im Restaurant ist auch schon einiges los. Aber glücklicherweise hat Yvonne ihre Karte heute morgen eingesteckt, und wir brauchen nur die Kabinennummer.
Zwar ist hier schon einiges los, aber es sind noch viele Tische frei, und wir können sogar einen Tisch ganz vorne am Fenster ergattern. Bei dem Nebel ist das zwar eigentlich egal, da man eh nicht viel Weiter als zum Kiel des Schiffes schauen kann. Aber wir werden immerhin mit bekommen, wenn wir in die Schären einfahren.
Dann beginnt die Schlacht am Buffet. Wobei, gerade ist es ganz entspannt. Zuerst drehen die Kinder eine Runde, als sie zurück kommen gehen die Erwachsenen los. Die Teller sind schnell bestückt. Fehlt nur noch Kaffee und Saft. Auch das ist keine Herausfordrung, kenne ich mich doch hier aus. Die Kinder sind mal wieder schnell fertig und – zack – weg wieder an Deck.
Wir möchten aber noch einen Nachschlag, ich habe mich extra dezent bedient. In Schweden übt man gerne Zurückhaltung. die Zweite Runde ist dann die Herausforderung. Gerade gibt es eine Durchsage, dass der Zugang zum Restaurant erst mal gesperrt ist, und dass doch bitte alle Gäste, die ihr Frühstück beendet haben auch die Tische räumen sollen.
Wo ich eben noch einfach eine Runde am Buffet vorbei gedreht habe stehen jetzt ca. fünfzig Leute in einer Reihe nacheinander. Wenn es weiter geht, dann ich ganz kleinen Schritten. Aber wir haben ja Urlaub, und können eh nirgends sonst hin. Draußen ist es nebelig. Ca. 10 Minuten später bin ich dann am Buffet, und bekomme mein gekochtes Ei und einen Löffel Honig. Honig gibt es nur aus der Flasche, und es gibt keine Schälchen. D.h. der Honig muss direkt aufs Brot. Das gefällt mir gar nicht. Ich mag es zuerst Butter auf das Brot zu machen. Aber die musste ich, in Ermangelung eines Schälchens, auch schon auf den Teller Schmieren. Also mache ich die Butter direkt aufs Brot, und beeile mit zum Tisch zu kommen, um die Butter dazu zu schmieren, bevor mir der Honig abhaut.
Auf meinem Teller ist jetzt ein unagenehmes Durcheinander. Dazu ist auch mein Kaffee alle. Also erst noch mal Kaffee holen. Auch dort staut es sich, aber bei weitem nicht so wie am Buffet. Kaffee bekomme ich schnell, aber schon bei dem Gast vor mir ist die Milch alle. Keine Milch geht gar nicht. Ich versuche mein Glück am Buffet bei den Müslisachen. Diesmal komme ich von der anderen Seite. Nochmal stelle ich mich nicht in diese Megaschlange. Wobei die mitlerweile doch schon merklich geschrumpft ist. Vor der Absperrung stehen noch einige Passagiere, die darauf warten, dass Platz frei wird.
Fehlanzeige, beim Müsli gibt es nur Yoghurt und Filmjölk, so eine Art Buttermilch. Jetzt laufe ich hin und her wie ein Huhn, das nicht weiss, soll es aus dem Stall in die Freiheit, oder lieber über den Futterteller her machen, bevor die Kollegen alles weg gepickt haben. Ohne Milch werde ich nicht gehen. Da entdecken ich einen Steward, und erkläre ihm in meinem besten Schwedisch die prekäre Situation. Und schon flitzt er los und organisert Milch. Gleich darauf kommt auch schon eine junge Dame mit einer gewaltigen Milchtüte zurück. Man merkt, dass sie das vielleicht nicht zum ersten Mal, aber maximal zum zweiten Mal macht. Der alte Karton muss raus, irgendwas muss eingefädelt werden, eine Kollegin gibt Tips, und zeigt was. Aber irgendwann ist die Tüte drin, und die Milch fließt wieder. Am Tisch zeigt sich dann die Situation, dass auch ein mangel an Saft besteht, Yvonne ist auch nicht gegen auf Nachfüllen abgeneigt. Also noch eine Runde mit den Saftgläsern.
Bereits als ich ankomme, ist eine Stewardess dabei einen Saftkarton zu wechseln, Apfelsaft ist alle. Aber nicht nur der. Der Apfelsaft ist dann irgendwann angeschlossen, und die Dame entsorgt erst mal den Karton, die ersten verzweifelten Gäste nehmen sich dann Apfelsaft, möglicherweise rechnen sie nicht mehr mit einem Nachschub an Orangenschaft. Aber dazu fehtl mir die Ungedult, immerhin bin ich im Urlaub. Und in der Tat, dann macht sich die Dame wieder an einem Karton zu schaffen, aus dem Sie eine Mega-Orangensafttüte auspackt. Auch der ist mit ein paar Handgriffen ausgepackt, und der Orangensaft ist wieder bereit. Glücklicherweise haben sich einige Leute vor mir mit Apfelsaft zufrieden gegeben – vielleicht wollten sie auch genau den – und ich kann mir direkt die Gläser füllen.
Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber nach gefühlten 20 Minuten sitze ich dann wieder am Tisch und kann endlich den Abschluss meines Frühstücks genießen. Yvonne hat freundlicherweise ihr Frühstückstempo so weit herunter geschraubt, so dass wir es gemeinsam beenden können.
Und dann sehen wir auch schon die ersten Felsen der Schären, und die Einfahrt beginnt. Die Kinder sind mittlerweile wieder aufgetaucht, und gemeinsam gehen wir an Deck, um die Einfahrt in den Hafen zu verfolgen, und die ersten Eindrücke von Schweden zu genießen. Wobei man sagen muss, dass Göteborg ja schon etwas von der Hanse geprägt ist, und somit der Umstieg von Deutschland nach Schweden erst mal sanft geschieht.