Öland – und dann waren wir auch schon wieder weg

on

Öland war eigentlich gar nicht eingeplant, und also absolute Kür. Daher haben wir für Öland auch nur einen Tag eingeplant. Das war auch vollkommen ausreichend, denn die Insel ist zwar ca. 135 km lang, aber nur 15 km breit, so dass man gerade einmal hoch und wieder runter fahren kann. Genau das war für heute geplant, und haben wir dann auch gemacht. Besonders froh bin ich auch, dass ich gestern Abend noch mein Training gemacht habe, so konnte der Morgen ganz entspannt und erholsam beginnen, denn vor uns lag mal wieder ein ein langer Tag mit Besichtigung und Campingplatzsuche.
Nach einem genüsslichen Frühstück sind wir dann erst mal Richtung Norden gestartet. Glücklicherweise ist auf Sonjas Camping erst um 15:00 h Check Out, so dass wir die erste Tour noch ohne Wohnwagen starten konnten. Da wir ja bereits relativ weit im Norden waren hatten wir dann auch nach 30 min die Südspitze Ölands erreicht, wo ein Leuchtturm steht.

Viel mehr gab es da auch gar nicht zu sehen. Raffael zog es gleich auf den Turm. Für mich sind große Höhen eher nichts, und so erkundete ich den Kies-Strand um den Leuchtturm herum. Auf halber Strecke sah ich Raffael in die Ferne blicken, und als er Richtung Treppe ging dachte ich mir: OK, dann komme ich gerade zurück, wenn er unten ankommt. Als ich wieder beim Leuchtturm war, war allerdings Raffael nicht dort. Also schaute ich erst mal bei dem Postkarten- und Nippesladen vorbei. Dann ging ich noch mal zum Strand, wobei ich mir aber dachte, dass er wohl kaum eine Runde um die Leuchtturminsel macht. Aber keine Spur von Raffael. Nun gut dachte ich mir dann, gehe ich halt Richtung Auto. Wenn er mich nirgends sieht wird er ja wohl auch dorthin gehen.
Hinter der Brücke zur Leuchtturminsel setzte ich mich auf eine Bank und wartete. Und wartete. Und wartete noch ein bisschen. Und dachte mir, wenn er die Runde am Strand vorbei auch noch macht, dann dauert es noch ein bisschen. Aber die Aussicht war super und entspannend, und ich hatte es nicht eilig.
Dann irgendwann klingelte das Telefon, Raffael. Er fragte wo ich wäre, er würde am Eingang des Leuchtturms warten. Er dachte, dass ich ja da irgendwann vorbei kommen müsste. Tja, und dann hatten wir zwanzig Minuten aufeinander gewartet, da ja jeder dachte, dass man da vorbei kommen müsste. Aber wir haben ja Urlaub, und Zeit.
Dann machten wir uns gleich auf den Weg zurück zum Campingplatz, um den Wohnwagen anzuhängen, und unseren Weg in den Süden fort zu setzen. Bei der Weiterfahrt konnte man schnell die Unterschiede von Nord nach Süd erkennen. Während auf Gotland alles mehr oder weniger gleich ist, ist der Norden Ölands vor allem vom Tourismus geprägt. Hier ist ein Campingplatz am anderen, und es gibt haufenweise Unterhaltungsangebote. Außerdem gibt es im Norden auch relativ viele Bäume, bzw. kleine Wälder. Das erste was Richtung Süden auffällt ist, dass es weniger Bäume, und dafür mehr Weiden und Felder gibt. Dann erkennt man, dass auch die Campingplatzdichte enorm abnimmt, bis man ganz im Süden das Gefühl hat, hier sei gar nichts mehr los. Das geht so bis zur Südspitze.

Im Gegensatz zur Nordspitze, die eher idyllisch ist, ist die Südspitze stark frequentiert. Das hat vor allem damit zu tun, dass es dort ein Vogelschutzgebiet und eine Forschungsstation gibt. Neben etlichen Touristen geben sich hier auch Vogelbeobachter und Ornithologen die Klinke in die Hand.
Raffael war natürlich gleich wieder auf dem Weg hoch zum Leuchtturm. Und weil es hier keinen so schönen Strand gab wie im Norden gab habe ich mich dann gleich vor den Ausgang des Leuchtturms gesetzt. Denn jetzt mussten wir uns direkt wieder auf den Weg machen, da wir ja noch einen Campingplatz suchen mussten. Die Zeit war schon ein bisschen fort geschritten, denn der Weg vom Norden in den Süden war vom Campingplatz aus immerhin ca. 100 km gewesen. Dazu kommt noch, dass wir den Qek vor dem Vogelschutzgebiet abhängen mussten, denn man darf keine Anhänger mit in das Schutzgebiet nehmen. Und den mussten wir ja auch noch anhängen – wobei das geht ja ratzfatz.
Sobald der Wohnwagen dran hing ging es dann auch schon los, und nach 45 min waren wir an der Brücke zurück aufs Festland.

Mit großer Erwartung, und noch größerer Freude, dass wir die Insel besuchen konnten ohne eine Fähre zu benötigen(!), starteten wir dann von Kalmar aus durch. Zuerst gab es leichte Verwirrung, da die Beschilderung nicht so eindeutig war, und gerade das Autobahnkreuz, über das wir mussten umgebaut wurde. Da das Navigationssystem die neuen Gegebenheiten nicht kannten flogen wir so ein bisschen über straßenloses Land, bis wir wieder auf einer regulären Straße waren, und erkannten, dass die Autobahn in die anderer Richtung ging. Doch sobald wir wieder auf einer Straße waren hatte das Navi natürlich auch wieder alles im Griff und lotste uns zurück. wir mussten nur noch den Schildern folgen, und bald waren wir auf der richtigen Spur.
Nun ging es schnurstracks Richtung Karlskrona. In einem kleinen Ort daneben hatten wir auch schon einen Campingplatz ausgemacht. Unterwegs hielten wir dann fleißig Ausschau nach einem Supermarkt, denn unserer Vorräte waren nicht mehr so üppig, und wir hatten seit dem Frühstück nur ein Schinkenbrot gehabt. Im Norden gab es in den ICA-Supermärkten immer eine Salatbar. Und so fuhren wir auch gleich den nächsten ICA-Supermarkt an, um uns mit etwas frischem zu versorgen. Aber es gab dort keine Salatbar. Das hatten wir auf Öland gestern auch schon gehabt, und dachten zuerst das sei nur eine Ausnahme. Und das dachten wir auch nun, kauften nur ein bisschen Schinken und fuhren weiter, um den nächsten ICA zu finden. Aber es kamen zwar Orte, sogar eine größerer Stadt, aber kein ICA mehr. Also planten wir erst mal damit evtl. in Karlskrona noch mal einen Supermarkt zu finden, obwohl wir eigentlich nicht mehr so weit fahren wollten.
Aber dann kam die Krönung. Die nächste Disziplin des Nord-Cup näherte sich der Vollendung. Kurz vor unserem Ziel sahen wir ein Schild mit der Aufschrift „Fisch-Räucherei“. Seit Tagen suchen wir geräucherten Aal, der hier an der Küste eine Spezialität sein soll. Aber bisher konnten wir noch keinen Aal ausmachen. Und nun hatten wir nicht nur eine Räucherei gefunden, auf dem Schild war auch eindeutig ein Aal als Logo abgebildet.
Rökta delikatesser i mer än 80 år
Also zögerten wir nicht lange und bogen sofort ab. Und da war die Räucherei. Wir kamen zum Eingang, und, da es ein angeschlossenes Bistro gab, spielten wir mit dem Gedanken hier gleich das Abendbrot in Form einer Aal-Mahlzeit zu uns zu nehmen. Dann fiel unser Blick aber auf das Schild an der Tür: Öffnungszeiten 10-18 h! Und es war 17:45. OK für eine Mahlzeit würde es nicht mehr reichen. Aber der Laden war noch geöffnet. Also nichts wie rein, und was lag da hinter der Theke? Frisch geräucherter Aal. Tchaka, wieder ein Erfolg. Zum Aal holten wir noch geräucherte Makrele, und das Abendessen war gerettet. Raffael bezahlte wie gewohnt mit Karte – und scheint gerne mal ungeprüft zu unterschreiben. Denn als die Verkäuferin den Beleg zurück bekam wurden ihre Augen plötzlich riesengroß, und sie fuchtelte mit den armen, und meinte hektisch wir sollen warten, sie hätte einen Fehler gemacht, und müsste jemanden rufen. Dann kamen zwei weitere Kolleginnen, und wie ein wilder Hühnerschwarm wuselten sie um ihre Kasse und drückten Knöpfe und fuchtelten mit den Fingern. Dann wollten sie, dass Raffael wieder die Karte in das Gerät steckt, sie wollten versuchen Geld zurück zu buchen. Wieder ging das gefuchtele los, es wurde gedrückt und verschoben. Dann kam eine Kollegin mit sichtlich nervösem Blick und meinte, ob sie Raffael das Geld bar geben dürfe. Für Raffael war das kein Problem. Anscheinend hatte die erste Kollegin das Komma um eine Stelle verschoben, so dass Raffael das zehnfache bezahlt hatte. Das ganze war der Dame anscheinend so peinlich, dass sie uns sogar noch ein schönes Stück Räucherlachs und eine leckere Fischsoße dazu schenkte. Also ich muss schon sagen das nenne ich Service.
Gut bestückt mit leckersten Delikatessen machten wir uns dann auf zum Campingplatz, wo wir dann gleich edelst dinierten. Der Aal war wirklich ausgesprochen lecker und die Makrele delikat. Dazu die feine Soße, die man auch sehr gut direkt auf einem Brot essen kann. Den Lachs haben wir noch nicht angerührt, da wir von den ersten Leckereien bereits bestens gesättigt waren. Also Blomlöfs Rökeri in Brömsebro kann ich nur jedem empfehlen, der mal in die Nähe von Karlskrona in Südschweden kommt. Und wer in Malmö ist sollte in Erwägung ziehen dort vorbei zu fahren, denn es gibt außer Aal auch noch viele weitere Spezialitäten, die sicher nicht weniger ein Genuss sind!