Hach, diese Zelt ist toll. So kann man zelten aushalten. Aufrecht stehen, und eine dunkle Schlafkabine. Vor allem die Dunkelheit in der Schlafkabine ist top. Nachts hatte es dann auch geregnet, aber außer dem Trommeln auf das Zelt bekomme ich davon nicht viel mehr mit. Und Strom beim Zelten ist auch etwas sehr angenehmes. Außerdem kann ich so auch diesen Blog weiter führen.
Wie auch immer, die erste Nacht in Schweden war schon mal super. Dazu tragen aber auch die komfort 1,40 m Luftmatratze und mein Luxus-Körperkissen bei. Gut ausgeruht und nach einem gemütlichen Frühstück mit meinem Cold-Brew Kaffee geht es dann erst mal daran den Blog weiter zu führen, und die Anreise fest zu halten. Nach getaener Arbeit steht dann Tourismus auf dem Programm. Bei Ankunft hatte ich an der Rezeption einen Aushang gesehen, dass Schloss Gripsholm bis zum 28. August geöffnet ist. OK, das deckte sich mit meinen Infos, und passte ja auch. Allerdings stand da noch etwas von Öffnungszeiten Mo-Fr. Das deckte sich weniger mit meinen Infos, denn ich erinnerte mich noch an etwas von Sa und So. Das machte mich gleich etwas nervös, da einer der Hauptgründe zu diesem Campingplatz zu gehen Schloss Gripsholm war. Vor dem Schlafengehen suchte ich deshalb noch nach der Internetseite von Schloss Gripsholm. Uff, doch auch Samstags geöffnt. Um weitere Überraschungen zu vermeiden habe ich dann erst mal online ein Ticket für 12 h gebucht (man kann nur zur vollen Stunde in das Schloss, und hat dann eine Stunde Zeit alles anzusehen, oder eine Führung mit zu machen. Ich habe mich für ersteres entschieden, und die Stunde braucht man auch). Das ging dann auch fast reibungslos. Beim ersten Anlauf hat es anscheinend zu lange gedauert um die Kreditkartenzahlung zu bestätigen. Beim zweiten Anlauf ging es dann ohne Probleme. Jetzt bin ich mal gespannt ob ich zweimal bezahlt habe. Sollte aber nicht sein.
Nach meiner Bürotätigkeit war es dann auch schon kurz vor 11 und ich wollte mir noch kurz Mariefred ansehen, bevor ich zum Schloss ging. Parken in Mariefred ist zwar einfach. Es gibt viele Parkplätze, aber nur wenige, auf denen man länger als eine Stunde parken kann. Zumindest auf denen, die mir spontan begegnet sind. Eindeutiger Pluspunkt es scheint keine Parkgebühren zu geben, aber man muss eine Parkscheibe haben. Also die nächste Runde drehen, und dann war ich plötzlich in einem Wohngebiet, direkt neben dem Zentrum. Auf beiden Seiten parkten Autos, und nirgends gab es ein Schild mit einer Einschränkung. Und erfreulich nahe am Schloss. Also habe ich gerade mal mein Auto abgestellt, und bin durchs Zentrum Richtung Seepromenade spaziert. Von dort ging es dann auch gleich zum Schlosspark, und weil es erst 11:30 h war habe ich dort eine kleine Rast gemacht. Um viertel vor 12 ging es dann weiter zum Schloss. Dort habe ich mir die Außenanlage angeschaut, und dann war es auch schon Zeit rein zu gehen. Die Dame an der Kasse hatte auch keine Lust auf Schwedischkurs, war aber auch erwartungsgemäß sehr freundlich.
Die Räume in Schloss sind von 1 bis 69 Durchnummeriert, und es wird empfohlen der Nummerierung zu folgen, was an den meisten Stellen auch nicht viel anders geht. Zuerst hatte ich Ambitionen mit der Führung zu gehen, bis mir auffiel, dass ich nicht nur sowieso kaum etwas verstand, sondern im allgemeinen Führungen gar nicht mag, und mir Museen und Ausstellungen lieber auf eigene Faust ansehe. Und ich war ja hier wegen des Schlosses und nicht um schwedisch zu lernen. Was mir die Dame an der Kasse ja auch deutlich gezeigt hatte. Also ging ich dezent weiter in den nächsten Raum, und merkte sofort, wie mir die Sache plötzlich gefiel. Es ist einfach phantastisch so eine kleine Reise durch die Zeit und die Kultur zu machen, den muffigen Geruch der Geschichte zu schnüffeln, und in das Leben längst vergangener Dynastien einzutauchen. Mal abgesehen von Romantischen Vorstellungen des Lebens zu der Zeit, die wahrscheinlich eh total daneben liegen, finde ich es immer wieder inspierierend anhand von Gegenständen und Einrichtung das leben damals Revue passieren zu lassen. Auch faszinierend ist zu sehen, wie Betten und Stühle offensichtlich für Menschen gebaut wurden, neben denen ich tatsächlich als Hüne durchgegangen wäre. In keinem der Betten hätte ich mich ausstrecken können. D.h. doch, das Bett des Königs war schon sehr großzügig. Und wäre in meiner Phantasie ja ohnehin meines gewesen.
Eine weitere Beschreibung des Schlosses lasse ich mal, wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich unbedingt mal hierher zu fahren, das lohnt sich wirklich. Es gibt total viel zu sehen, und das gesamte Schloss ist begehbar und super interessant, weil es total verwinkelt ist, mit vielen Räumen. Ich habe mir aber auch einen Schlossführer (auf Deutsch) gekauft, da kann man dann auch mal rein schauen, wen es interessiert. Auf jeden Fall eine coole Sache ist, dass sich ein König ein Theater hat einbauen lassen, dass immer noch bespielt wird.
Überhaupt hat anscheinend jeder König irgendwas dazu bauen lassen, was wohl auch den Charme des Schlosses ausmacht.
Nach einer guten Stunde hatte mich dann die Führung wieder eingeholt, und ich war auch gerade durch, und das war dann auch genug für heute. Beim raus gehen kam mir dann aber in den Sinn, dass ich mir gar nicht mehr so sicher war, ob ich wirklich einfach so irgendwo parken sollte, ohne die örtlichen Gepflogenheiten zu kennen. Insbesondere, da überall Schilder standen „Parken im Zentrum nur mit Parkscheibe“. Und jetzt war ich mir auch nicht mehr so sicher, ob ich nicht doch im Zentrum parkte. Wie auch immer, für Fika war es eh noch zu früh, und ich wollte sowieso Ausschau nach einem Supermarkt halten, der etwas größer als der Coop in Mariefred war. Außerdem brauchte ich noch Wasser. Also machte ich mich erst mal auf den Weg zum Auto. Da war ich dann auch recht schnell, und alles war auch in Ordnung, zumindest mal war kein Zettel dran, oder eine Parkkralle … Also flott ins Auto, und ab auf die Piste. Auf der Anfahrt am Freitag hatte ich ja immer mal wieder Supermärkte gesehen, also war der Plan ein bisschen rumfahren (ohnehin eines der Ziele der Reise), und dabei einen Supermarkt aufstöbern.
Tja, leichter gesagt als getan. Plötzlich war ich in Södertälje, ein Vorort von Stockholm. Das passte mir dann gar nicht. Aber ich dachte, da muss es doch einen Supermarkt geben. Aber nix. Nun gut, auf dem weg hatte ich noch einen größeren Ort, Nykvarn, gesehen, und ich dachte jetzt lass ich mich mal vom Navi hin bringen, vielleicht klappt das ja. In Nykvarn war ich dann in 15 Minuten, ohne einem Supermarkt zu begegnen. Also drehte ich eine Runde durch den Ort, der anscheinend ein riesiges Wohngebiet ist. Supermarkt? Fehlanzeige. Direkt neben Nykvarn ist ein Gewerbegebiet. Immerhin hatte ich dort einen Dollar-Store gesehen, das ist so was wie Tedi. Da dachte ich mir, ok, vielleicht dort. Also noch eine runde durch das Gewerbegebiet gedreht. Nix, nada, njente. Vom Fahren hatte ich jetzt die Nase voll, und ließ mich nur noch vom Navi wieder nach Mariefred führen, was auch nur 15 Minuten entfernt war. Neben Mariefred ist mir dann auch noch ein größerer Ort aufgefallen. Aber das war auch nur ein Wohngebiet, das teilweise noch im Aufbau war. Jetzt frage ich mich zwei Sachen, was machen all die Leute hier? Wo arbeiten die denn? kann es sein, dass die tatsächlich jeden Tag nach Stockholm pendeln? Aber vor allem, wo zum Teufel kaufen die alle ein? Bestimmt nicht in den Coop, der reicht ja gerade mal für die Touristen. Andererseits kann es mir auch egal sein, ich bin ja eh nur kurz hier.
Tja, und dann der nächste Wehrmutstropfen des Tages. Im Coop war dann das Fach mit Wasser ratzekahl leer. Es gab nur noch total überteuertes Norwegenwasser und Wasser mit Geschmack, davon aber reichlich. Nach der fünften Runde durch den laden habe ich mir dann zwei Flaschen Birnen-Zitrone-Wasser geholt, und im Regal gab es tatsächlich noch zwei Flaschen Sprudel. So war das Schicksal dann doch noch ganz nett zu mir. Und aus irgendeinem Grund habe ich mir eine Packung Krebs-Käse geholt.
Eigentlich wäre nun gerade Fika-Zeit. Aber ich war müde und dachte mir: Komm, was solls fahr zurück zum Campingplatz, dann gibt es heute zur Fika halt Cold-Brew. und wie ich so auf dem Campingplatz ankomme fällt mir auf, dass alle Schweden mit einem Bier vor ihren Wohnmobilen sitzen. Hatte ich was verpasst? Sind Camper-Schweden irgendwie anders? OK, heute ist Krebsfest, vielleicht ist da was anders. Ach richtig am letzten Wochenende im August ist ja Kräftmässan, das Krebsfest. Da trifft man sich normalerweise mit der Familie und Freunden und es gibt selbst gefangene Krebse und Schnapps und Gesang. Tatsächlich hatten sich hier auch ein paar Leute ganz klassisch getroffen, mit langer Tafel und typischer Deko. Da dachte ich mir: ach was solls. In der Kühlung ist noch ein Bier, und gerade habe ich mir Krebs-Käse gekauft, dann gibt es halt Krebs-Käse-Brot und Bier zur Fika! War auch gemütlich.
Nach Speise und Trank gab es dann erst mal eine Dusche. Und weil es noch nicht so spät war wollte ich noch mal zu Fuß nach Mariefred. Mittlerweile hatte ich auf der Karte vom Campingplatz eine ICA-Werbung gesehen, und wollte mal sehen, ob ich den Laden in Mariefred finde. ICA ist eine schwedische Supermarktkette.
Diesmal bin ich dann gezielt durch das Wohngebiet Richtung Zentrum gelaufen, und dachte mir: Das ist aber ein komischer Weg. Das war nämlich genau die Straße, die ich auch mit dem Auto fahre, und selbst von hier war das immer noch eine ganz schöne Strecke zu gehen. Aber ich kam am Friedhof vorbei. Nicht das jetzt jemand denkt ich bin ein Friedhof-Fan. Allerdings zum Einen ist es natürlich immer interessant mal zu sehen, wie Friedhöfe woanders aussehen. Aber der Friedhof in Mariefred hat eine Besonderheit, und war eines meiner optionalen Ziele, was ich somit gerade „auf dem Weg“ erledigen konnte. Tatsächlich ist nämlich Kurt Tucholsky auf diesem Friedhof beerdigt. Und da dachte ich mir, das kann man ja mal mit nehmen. In Paris war ich schon bei Jim Morrison und Edith Piaf. Dann kommt Kurt Tucholsky mit in die Sammlung. Der Friedhof ist sehr gepflegt und übersichtlich. Und es gibt erstaunlich viele Monumentale Grabsteine. Aber einen bestimmten zu finden ist gar nicht so einfach, selbst wenn der Friedhof nur klein ist. Und einige Grabsteine sahen besonders aus, waren aber meistens Familiengräber. Zuerst dachte ich ja, soll ich tatsächlich jetzt noch auf den Friedhof, mittlerweile war es bereits 19 h. Aber es war ja noch hell, und außerdem schien außer mir niemand da zu sein. So zog ich dann meine Bahnen, und fand nichts. Aber interessant war es trotzdem. Dann sah ich, dass noch Leute auf dem Friedhof waren, und ich dachte mir: Was machen die denn Samstags abends am Krebsfest auf dem Friedhof. Dann wurde mir bewusst, wo ich selber gerade war. Und dann erkannte ich die beiden. Keine Sorge keine Saarländer, auch niemand den ich kenne. Ich erkannte die beiden vielmehr. Das waren zwei deutsche, die morgens auch auf den Campingplatz gekommen waren. Und kurz vorher mit Klapprädern auf dem Fußweg an mir vorbei gefahren waren. Sie tummelten sich um eine Brunnenanlage auf dem Friedhof, und machten sich dann aber auch wieder auf den Weg. Meine Vermutung war, dass sie vielleicht auch zu Tucholskys Grab wollten. So wie die Aussahen, und wie sie mit ihrem VW-Bus campten könnte das sogar passen. Ich ging dann auch mal zu der Brunnenanlage. Ein bisschen kitschig, aber ganz nett. Man kann dort Blumensträuße in vorbereitet Halterung ins Wasser stellen, oder Vasen in Halterungen hängen. Die Vasen gibt es dort aus Spendern.
Dann an der Brunnenanlage vorbei bemerkte ich einen Wegweiser. Den Einzigsten auf dem Friedhof. Mit der Aufschrift „K. Tucholsky“. OK, das war dann einfach. Also nix wie den Weg entlang. Mittlerweile kam ich schon an der zweiten Abzweigung vorbei, und war schon fast wieder am Ausgang. War wohl doch nicht einfach. Aber ich dachte mir: Eigentlich sollte das Grab nicht so weit vom Wegweiser weg sein. Auf jeden Fall vor der Abzweigung. Oder es sollte dann mehrere Wegweiser geben. Also noch mal zurück und geschaut was ich übersehen hatte. Es gab tatsächlich Grabsteine, die kaum noch zu lesen waren. Aber keiner passte. Aber das offensichtliche ist ja gerne leicht zu übersehen. Das Grab liegt unter einem großen Baum. Es führt ein Weg dahin, und gegenüber ist auch eine Bank zum verweilen. Und keine 10 m vom Wegweiser entfernt. Naja, ich wollte mir ja eh den Friedhof ansehen.
So, das war dann auch abgehakt, und jetzt konnte ich weiter meine Runde durchs Zentrum drehen, um dann den Rückweg anzutreten, vor dem es mir graute. Zwar war der Friedhof eine Abkürzung. Aber das es leicht dämmerig wurde wollte ich da nicht mehr drüber. Ich weiss ja nicht wie das hier gesehen wird. Zu hause wird das ja auch nicht gern gesehen, und hier bin ich ja schließlich Gast.
Aber der Weg durch das Zentrum hatte dann noch einen weiteren Erfolg. Mitten auf der Fußgängerzone fand ich dann noch den ICA-Markt. Allerdings war das dann auch eher eine Ernüchterung. Da er in der Fußgängerzone liegt ist er sicher auch nicht viel größer als der Coop. Und hat dazu noch den Nachteil, dass man nicht mit dem Auto ran fahren kann. Ist aber egal. Das Wasser reicht erst mal, und dann muss ich sehen was weiter noch kommt. Am Montag bin ich eh wieder auf der Piste.
Vom Zentrum ging es dann noch an die Seepromenade. Dort sind mir dann Anlegestellen für Boote aufgefallen. Die ziehen sich an der gesamte Küste entlang, dort wo Wohnhäuser stehen. Und dort liegen hunderte Boote. Kleine Nussschalen, über Angelboote bis hin zu kleinen Yachten. Also wirklich eher klein. Aber in jeder Preisklasse. Von geflickt bis mit getönten Scheiben alles dabei. Da bin ich dann mal ein bisschen lang flaniert. Bis mir auffiel, dass man auf dem Steg entlang bis zum Wald laufen kann. Da dachte ich mir mit ein bisschen Glück könnte das in der Nähe des Fußweges sein. Also ging ich mal weiter, betrachte mit die Boote, und träumte von Ausflügen auf dem See. Am Ende des Stegs war dann ein Braschenweg, der zwischen den Häusern durch führte. Und am Ende des Weges war tatsächlich direkt der Eingang zum Fußweg zum Campingplatz. Bäng, Strike, so geht das mit dem Fußweg. Ja, das ist gut machbar. Und so plante ich gleich mal einen Sonntagmorgensparziergang zum Zentrum. Jetzt ging es erst mal zurück, gemütlich machen und Abend beschließen.
Kaum war ich zurück im Zelt kündigten sich bereits die ersten Regentropfen an. Also Tür zu, und Abendessen. Der Abend endete dann mit gelegentlichen kleinen schauern, aber immer noch angenehmen Temperaturen.